CAMPUS GEGENWART
Im Mittelpunkt steht die Gegenwart. Der CAMPUS GEGENWART an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart ist ein Ort, an dem interdisziplinäre künstlerische Arbeitsweisen erforscht und transdisziplinäre Performance erprobt werden können. Er lädt dazu ein, sich gemeinsam den (Un-)Möglichkeiten einer kritischen zeitgenössischen künstlerischen Praxis zu stellen, deren Denken und Handeln nicht von gesellschaftlichen Fragestellungen getrennt werden kann, die Brücken zwischen Disziplinen schafft und neue Formen des Zusammenarbeitens erfindet.
Im Zentrum der Arbeit am CAMPUS GEGENWART steht eine kritische Befragung der gegenwärtigen künstlerischen Produktion: Wo steht die musikalische und darstellende künstlerische Praxis heute? Wie bezieht sie sich auf die Welt um sie herum? Wie verhalten sich die einzelnen Disziplinen zueinander, was verbindet, was trennt sie? Mit welchen Themen kann sich eine zeitgenössische Disziplin der Ästhetik befassen? Wie diskutieren wir über die gegenwärtige Kunstproduktion? Was sind ihre Themen, was ihre Fragen, was ihre Verfahren? Wer hat aktuell Anteil am Diskurs? Wer verhandelt am lautesten, wessen Flüstern können wir gerade noch so hören und welche Stille spricht für sich?
Der CAMPUS GEGENWART ist als interdisziplinäres Forschungszentrum ein Ort der Vernetzung und Reflexion, zwischen Praxis und Theorie und zwischen den Künsten. An der HMDK eröffnet er theoretisch-künstlerische Freiräume, in denen sich alle an der Hochschule vertretenen Fakultäten begegnen und austauschen können. Disziplinenübergreifende praktische und kollektive Studierendenprojekte werden genauso gefördert wie ein gemeinsamer theoretischer Diskurs.
Über die HMDK hinaus bildet der CAMPUS GEGENWART eine Schnittstelle zwischen ihr und den anderen künstlerischen Hochschulen in Stuttgart – der Akademie der Bildenden Künste, der Merz Akademie und auch der Universität Stuttgart. Ein Austausch findet in Lehre, künstlerischer Arbeit, Forschung und Öffentlichkeit gleichermaßen statt: Die Lehrveranstaltungen der verschiedenen Institutionen sind wechselseitig besuchbar, geteilte künstlerische Forschungs- und Publikationsprojekte werden zusammen entwickelt und gemeinsame öffentliche Veranstaltungen stehen für eine sichtbare Vernetzung im Stadtraum.
Mit dem Masterstudiengang „Theorie und Praxis experimenteller Performance“ wird darüber hinaus am CAMPUS GEGENWART eine transdisziplinäre Performance- und Ausbildungspraxis erprobt, die alle Disziplinen gleichermaßen herausfordert und Studierende mit unterschiedlichen Ausbildungshintergründen individuell fördert, um ein Ort künstlerischer Experimente und spielerischer Begegnungen zu werden. Die Lehrveranstaltungen des CAMPUS GEGENWART stehen deshalb den Studierenden aller Fachrichtungen der Hochschule offen. Sie laden ein, in der künstlerischen Praxis über die Grenzen des eigenen Fachs hinauszugehen, sich in kollektive und alternative Arbeitsprozesse zu begeben und sich auf grundlegende Reflexionen über Musik und Kunst, über Gesellschaft und Gegenwart einzulassen.
Die Forschung des CAMPUS GEGENWART schließt hier an und beschäftigt sich wesentlich mit der Frage künstlerischer Interdisziplinarität, mit Übergängen und Zwischenphänomenen. Aktuelle Fragen der einzelnen Disziplinen stehen im Fokus, genauso auch größere Themenkomplexe an der Schnittstelle von Theorie und Praxis, wie etwa das Politische in der Kunst, unterschiedliche Ansätzen von künstlerischer Forschung, Theorien der Kollektivität, der Umgang mit dekolonialen und neomaterialistischen Diskursen in der künstlerischen Arbeit, künstliche Intelligenz und allgemein die Arbeit an einem Performancebegriff, der den zeitgenössischen Entwicklungen und Herausforderungen Rechnung trägt.