Zwischendrin und Mittendurch. Ineinander und verwunden. Um- und Aufbrüche, Prozesse des Gestaltens, Überbrückens und Improvisierens beschäftigen uns gerade mehr denn je. Krisen verlangen Management, verlangen nach Lösungen, die es noch nicht gibt. Was tun, von Jetzt auf Gleich? Wie zeigen sich Übergänge in der Kunst? Werden die Bühnen, die Konzertsäle digitalisiert? Wo hört Kunst auf, fängt Stadt an? Was, wenn wer zuschaut?

Die Vortragsreihe kann verstanden werden als „Übung zwischen Vergangenheit und Zukunft“. Eine Zwischenzeit, die wir als Experimentierfeld verstehen, um unsere Denk- und Arbeitsweisen zu hinterfragen und zu erweitern.
Die letzten 5 Jahre des CAMPUS GEGENWART wurden geprägt von einem wachsenden Personenkreis. Es wurden Inhalte, Begriffe und Strukturen etabliert und mit Bedeutung gefüllt. Mit den Erfahrungen aus der Vergangenheit und dem Bewusstsein für Zukünftiges, nutzen wir diese Zwischenzeit, um neuen Denkrichtungen und Arbeitsweisen Raum zu geben. Die Freiheit der Zwischenzeit bietet uns ein Spielfeld, um über Strukturen und Grenzen hinweg zu experimentieren und Ideen neu zu denken, Kunst zu schaffen.

MEINHARDT & KRAUSS
ROBOTS ON STAGE
Zwischen Licht, Sound, Material und Maschinen – das Spiel auf der Bühne mit, für und als Roboter

Das zeitgenössische Figurentheater geht weit über die Verwendung von Marionetten und Handpuppen hinaus.
Neueste Technologien ermöglichen es uns, auch noch ganz andere Dinge zu animieren.
In diesem Vortrag geben wir Einblick in unseren kreativen Prozess, auch ganz aktuell in die von der Stadt Stuttgart geförderte Recherche: Aiming for Androids, und teilen unsere Erfahrungen bei der Entwicklung und Präsentation unserer Stücke im Tourneebetrieb.
Wir zeigen, wie Robotik und andere Technologien die Kunst des Theaters verändern und wie sich diese Veränderung auf uns als Künstler auswirkt – wie sie uns zu Roboterpuppen macht und uns gleichzeitig befreit.

»MEINHARDT & KRAUSS sind seit 2003 die Figurenspielerin/Regisseurin und Puppenbauerin Iris Meinhardt, der Regisseur/Videokünstler und Roboterschöpfer Michael Krauss und der Komponist/Musiker Thorsten Meinhardt. Die Stücke der Stuttgarter leben von dem intensiven Austausch zwischen Figurentheater, Film, Neuen Medien und zeitgenössischer Musik. Gekonnt verschmelzen sie Hightech und Poesie, Virtualität und Körper zu einer eigenen Theatersprache, die mit vitalem Sinn für das Surreale dazu einlädt, das scheinbar Unwirkliche für wahrzunehmen.

 

“Ausdrucksstarke Bildanimationen und eine virtuose technische Umsetzung treffen auf eine malerische Dramaturgie. Die Magie ist unmittelbar zu spüren”. (Theater der Zeit)
 

“›Meinhardt & Krauss‹ kreieren ein Atlantis: ein versunkenes, geheimnisvolles, mächtiges und schönes mythisches Reich” (Junge Bühne)

Das freie Ensemble reiste mit seinen Inszenierungen zu internationalen Festivals in über 20 Länder und freut sich über Auszeichnungen mit diversen Preisen, darunter der »Grünschnabel«, den »Schweizer Preis für innovatives, junges Theater« und die Nominierung für den »George Tabori Förderpreis«. 2017 erhielt das Ensemble das »Flausen+ young artists in residence Stipendium« des »Theater Wrede«, 2020 das Reload Stipendium der Kulturstiftung des Bundes, und momentan die Konzeptionsförderung des Landesverbands Freie Tanz und Theaterschaffende Baden-Württemberg e.V. sowie des Fonds Darstellende Künste e.V

MEINHARDT&KRAUSS haben in den letzten 20 Jahren zahlreiche Möglichkeiten erforscht, mit komplexen, technischen Anordnungen – immer knapp an der Grenze des Machbaren – zu arbeiten: mit Videoprojektionen, Musik und Soundscapes, Bewegungserkennung durch Sensoren oder Infrarotkameras, ferngesteuerte Roboter und jüngst auch Avataren und digitalen Formaten. Sie geben Workshops im Bereich Figurentheater, Video, Neue Medien und Robotik.

aus: Robot Dreams ToMoMi und Luis Hergon. Foto: Michael Kraus

Marcel Beyer & Manos Tsangaris
Die Bühne als Shrutibox den Fluß entlang

Mögliche und unmögliche Elemente, Kombinationen und Schalten szenischen Komponierens entfalten sich in so offenen wie verdichteten Dispositiven des erweiterten Begriffs und der Praxis eines neuen Musiktheaters.

Mit Workshop am 08.12.2022 | 10:00-14:30
Anmeldungen bis zum 04.12.22 an:

»Marcel Beyer, geboren 1965, aufgewachsen in Kiel und Ness, zog 1996 von Köln nach Dresden. Er veröffentlicht Gedichte, Essays, Romane, Libretti. Zuletzt erschien: “Dämonenräumdienst”. Gedichte. Berlin: Suhrkamp 2020. 2012 schrieb er das Libretto zu dem Musiktheater “Karl May, Raum der Wahrheit” von Manos Tsangaris (Semperoper Dresden). Gemeinsam erarbeiteten sie 2016 “Es kommt ein A. Rede an die Sprache” mit dem Vokalensemble AuditivVokal in Paderborn. Auftritte zu zweit in Berlin, Köln, Dresden.

 

»Manos Tsangaris (*1956), Komponist, Trommler und Installationskünstler, ist seit 2009 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden.
Komponieren heißt für ihn, Lesarten auslösen, die Räume erschließen. Seit 2012 kooperiert er immer wieder gerne mit Marcel Beyer.

Marcel Beyer

Martina Grohmann
Wer da? – Die ungeordneten Verhältnisse am Theater Rampe

Wer schreibt, spricht, auftritt und zuschaut – das waren Fragen, die die Theaterarbeit an der Rampe oft beschäftigt haben. Und oft führten diese Fragen zu Aufführungen und Begegnungen, die den Raum des Theaters erweitert, gedreht, geöffnet und gequeert haben. Anhand von konkreten Programmen und Konzepten des Theaters teilt Martina Grohmann Überlegungen, wie Theaterraum und Stadtgesellschaft ein neues Verhältnis miteinander anfangen könnten.

»Martina Grohmann geboren 1972 in Mödling, studierte Theaterwissenschaft an der Universität Wien. Sie arbeitete als Produktionsleiterin beim steirischen herbst 98 und 99. Danach war sie als Dramaturgin für Schauspiel an verschiedenen Theatern in Deutschland und in der Schweiz engagiert, am Staatstheater Kassel 2000 bis 2003, am LTT Tübingen 2003 bis 2005, am Theater Heidelberg, wo sie 2005 bis 2007 die Spielstätte zwinger1 für Autorentheater und Projekte leitete, und am Theater Basel 2008 bis 2012, sowie als Gastdramaturgin außerdem an der Schaubühne Berlin (2007/2008) und am Schauspiel Frankfurt (2012/2013). Ihr Arbeitsschwerpunkt lag auf zeitgenössischer Dramatik, Stückentwicklungen sowie interdisziplinären Formaten und Festivals.
Gemeinsam mit Marie Bues übernahm Martina Grohmann 2013 die Intendanz des Theater Rampe. Seit 2021 ist sie die künstlerische Leiterin und gemeinsam mit Geschäftsführerin Franziska Stulle bildet sie die Theaterleitung.
Ab Sommer 2023 wechselt sie als Teil der künstlerischen Leitungsgruppe an das Schauspielhaus Wien.

Foto: Theater Rampe

Amelie Deuflhard
Das Theater der Zukunft – Kampnagel im Übergang: Sanierung und bauliche Erweiterung als nutzungsorientierter Prozess und performative Baustelle

 

Wie kann eine umfassende Transformation an einem Haus wie Kampnagel realisiert werden? Auf Kampnagel finden derzeit viele strukturelle, aber auch bauliche Veränderungen statt. Einerseits saniert und erweitert das Architekturbüro Lacaton&Vassal das gesamte Gebäude unter Einbeziehung der Belegschaft. Leitende Prinzipien des Umbaus sind Transparenz, Offenheit, Barrierearmut, Nachhaltigkeit und Freiheit. Zeitgleich wird ein aufwendiger nach innen gerichteter Zukunftsprozess gestaltet, der alle Mitarbeiter*innen beteiligt. Dieser adressiert Fragen nach Werten, Missionen, guten Arbeitsbedingungen, Kommunikation usw. Amelie Deuflhard gibt Einblicke in die Verschränkung dieser Vorgänge, den Herausforderungen und Implikationen für einen laufenden Spielbetrieb. Welche Potenziale birgt dieser Übergang künstlerisch? Wie kann ein solcher Prozess gelenkt werden? Wie können wir uns das Theater der Zukunft vorstellen?

Amelie Deuflhard war von 2000 bis 2007 Künstlerische Leiterin der Sophiensæle (Berlin). 2004/05 war sie Teil der Künstlerischen Leitung von „Volkspalast“, einer festivalartigen Bespielung des dekonstruierten Palastes der Republik. Seit 2007 ist sie Intendantin von »Kampnagel (Hamburg), Europas größtem Produktionszentrum für die Freien Darstellenden Künste. Mit EcoFavela Lampedusa Nord initiierte sie 2014 einen Lebens- und Aktionsraum für Geflüchtete. Das Projekt hat auf Kampnagel seine Verlängerung in dem preisgekrönten Begegnungsort Migrantpolitan gefunden. Amelie Deuflhard war Teil des Viererkuratoriums von Theater der Welt 2017. Sie ist Autorin zahlreicher Publikationen und hat regelmäßig Lehraufträge an Hochschulen inne. Für ihr Schaffen wurde sie 2012 mit dem Caroline-Neuber Preis und 2013 mit den Insignien des Chevaliers des Arts et Lettres ausgezeichnet. 2018 erhielt sie die Auszeichnung Europäische Kulturmanagerin des Jahres, 2022 wurde ihr der Theaterpreis Berlin für ihr Lebenswerk verliehen.

Amelie Deuflhard Foto: Jilia Steinigeweg