29.11.23: Pluralität und Handeln bei Hannah Arendt
Hannah Arendt ist weithin als eine Denkerin des Handelns bekannt. Die Grundbedingung der Pluralität wird im Sprechen und Handeln vollzogen, und dies, so Arendt, sei „das Politische“ schlechthin. Im Vortrag sollen diese Begriffe und Thesen im Rahmen von Arendts „Phänomenologie der Pluralität“ erläutert werden. Der stärkste Zug von Arendts Handlungstheorie liegt darin, die Akteurs-Perspektive im Plural auszudeuten, dabei aber nicht auf ein Regelverstehen abzuzielen, sondern den Ereignischarakter des Handelns in einem offenen, durch plurale Perspektiven bestimmten Raum zu beschreiben. Arendt konzipiert damit einen klar abgegrenzten Begriff der Handelns, der die initiatorische Komponente im Vergleich zum bloßen Verhalten stark in den Vordergrund stellt. Die Aristotelische Unterscheidung von poiesis und praxis aufnehmend, expliziert Arendt den intersubjektiven Vollzug von praxis zusätzlich als ein Überschussgeschehen weit über die möglichen Intentionen des/der Handelnden hinaus. Dieses Überschussgeschehen findet im Raum der Erscheinungen statt, wo die Handlung von anderen gesehen, beurteilt, erzählt d.h. verstanden werden und dadurch erst eigentlich erst als „Handlung” in Arendts emphatischen Sinn gelten kann.
Zur Person
Sophie Loidolt ist Professorin für Philosophie an der TU Darmstadt. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Phänomenologie, der politischen Philosophie, der Rechtsphilosophie und Ethik sowie in der Transzendentalphilosophie und der Philosophie des Geistes.